Christians Welt

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Kapitel 5 - Ein steiniger Neuanfang

Viel Zeit blieb den Bürgern der OoL nicht, um die Verluste ihrer Gemeinschaft und den von Sir Lecay insbesondere zu bedauern. Die demokratisch ausgerichtete Vereinigung war einigen erzkonservativen Politikern schon lang ein Dorn im Auge gewesen, und jetzt, da der Kern entfallen war, drohte sich die Gilde aufzulösen bzw. sich ihrer Auflösung von Außen nicht weiter erwehren zu können.
Sir Gohra war diese Tatsache eigentlich egal. Zwar hatte er sich an die Mittstreiter und das sesshafte Leben in Hydlaa gewöhnt, doch sah er seine persönlichen Ziele, seinen Handwerksbetrieb wieder aufzubauen, im Falle der Auflösung nicht bedroht. Sein Lebensplan, sofern er je einen besaß, änderte sich allerdings schlagartig mit der Testamentsvorlesung der letzten Anordnungen des ehemaligen Ratsvorstandes. Sir Lecay ernannte überraschenderweise Gohra zu seinem vorläufigen Nachfolger im Falle einer Ratsauflösung. Mit der Begründung, Gohra würde mit seiner direkten und zielorientierten Art, unangenehme Dinge anzugehen, als einer der letzten Dauermitglieder dieser Zeit die beste Wahl sein, überraschte der blaue Kran Gohramit unerhofftem Vertrauen und Sympathie. Natürlich war ein solch wichtiges, politisches Amt keine Position für den Eigenbrötler Nir und so ließ er als erste Amtshandlung die erste große und offene Ratsversammlung der OoL einberufen, an der die letzten verbliebenen Orders teilnahmen. Erneut wurde er überrascht, indem man sich einstimmig für ihn als neuen Ratsvorstand aussprach. Zunächst unwillig und zögernd akzeptierte er die Wahl aufgrund des großen Druckes und vielleicht auch doch wegen einer latenten Sympathie mit seiner neuen Familie. Als Stellvertreter schlug Gohra den allseits in der Gruppe annerkannten Sir Hangatyr vor,worauf dieser als neues wenn auch einziges Ratsmitglied gemeinsam mit Gohra die neue Doppelspitze der OoL anführte.
Doch die Problemliste schien endlos. Zwar arrangierten sich die Beiden sonst so streitlustigen miteinander, doch fehlende Mitgliederzahl, politische Belastung und eine hohe Verschuldung der Gildenkasse ließ die erschwachte Order eine Weile vor sich hindümpeln. Erschwert wurde der Neuaufbau allerdings durch das plötzliche Verschwinden Gohras, welcher aus unbekannten Gründen ein paar Monate lang Teilnehmer einer Minenexpedition auf der 5. Ebene wurde, die von den politischen Kreisen Yliakums ausgerufen war. Vermutungen legen nahe, dass man ihn erpresst habe, sollte er sich seiner Verantwortung als Vorbild in der Politik entziehen, würde die OoL es mit weiteren politischen Schikanen ihrer Missgünstigen zu tun haben. Anderen Gerüchten nach fühlte sich Gohra schlicht überfordert in der plötzlich verantwortungsvollen Position und meldete sich demnach freiwillig um der trostlosen Situation zu entgehen. Wie immer es auch war, wir werden es wohl nie erfahren.
Was aber dann in den Monaten der Kältezeit geschah, scheint mir ein einschneidendes Abenteuer in Gohras Leben zu sein.
Leider bin ich an dieser Stelle außerstande gewesen, detailierte Recherchen durchzuführen, da die hiermit verbundenen Ereignisse von der Regierung bis heute geheim gehalten wird und ich an den Nachforschungen gehindert wurde.
Offizieller Fakt ist, dass die Expedition in den Kranminen, an der er teilnahm, einem Unglück zum Opfer fiel und es zunächst keine Überlebenden gegeben hätte. Ebenso fand ich bei illegalen Nachforschungen in den Akten der Hydlaa-Vigesimi heraus, dass in den folgenden Monaten Gohra Nir tatsächlich in den Fahndungslisten der hiesigen Stadtgarden auftauchte. Genaueres ist wie gesagt leider unter Verschluss, aber inoffiziell als ["Dark Artifacts"- ]Akte bekannt. Ob das zeitnahe Verschwinden des ehemaligen Octarchen des Domes sowie das eines weiteren Vigesimis damit zu tun hat, bleibt mir nur zu spekulieren. Die Spur verlor sich aber nicht restlos, und Gohra Nir tauchte wieder auf. Nur etwa drei Monate nach dem Unglück in den Minen wurde seine Fahndungsakte kommentarlos geschlossen. Das Datum fällt seltsamerweise einerseits mit den oben erwähnten politischen Verlusten, andererseits mit der sogennanten "Schwarzen Nacht von Hydlaa" zusammen, in der bis heute unerklärte Himmelserscheinungen gesichtet wurden und nebenbau auch das damalige Gildenhaus der OoL restlos abgebrannt ist. Am Morgen danach wurde die Fahndungsakte Nir geschlossen und seitdem traf der Kran als Ratsvorstand auch wieder regelmässig öffentlich in Erscheinung. Egal, welche Theorien stimmen mögen, er veränderte sich und ging die Gildenführung fortan engagiert an.